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Es ist nicht ungefährlich, wenn ein Volk lesen und schreiben kann.

Barcamp Rhein-Main – Tag 1 (#bcrm12)


Das Barcamp Rhein-Main 2012 (#bcrm12) ist mittlerweile das dritte Barcamp, an dem ich teilgenommen habe und somit war die Aufregung, was mich denn dort überhaupt erwartet, nicht mehr so groß.

Anreise

Nach einer kleinen Odyssee durch Wiesbaden (mein Navi hat mir Straßen, in die ich abbiegen musste, immer sehr, sehr spät angesagt) habe ich schnell einen Parkplatz ganz in der Nähe des Veranstaltungsortes gefunden. Damit war schon mal meine erste Sorge beseitigt.
Dank der Beschilderung habe ich den eigentlichen Veranstaltungsort dann auch schnell gefunden. Der Empfang am Empfang 🙂 war sehr freundlich und nach zwei Minuten konnte ich die Kaffeequelle stürmen. Im Gegensatz zu vielen anderen bekam ich meinen Kaffee auch sofort, denn die lange Schlange, die man beim Betreten des “Hangars” sofort erblickte, bildete sich nur vor dem Cappuccino-Automaten. Mir reichte der Filterkaffee, Hauptsache Koffein. Jetzt noch ein paar Mini-Croissants und Mini-Mohnschnecken einwerfen und der Tag kann beginnen.

Der erste Eindruck

Dieses Jahr war der Veranstaltungsort wesentlich einladender als letztes Jahr. Statt eines engen Betonbaus mit Bunkercharacter war die “Socialising-Area” ein mehrere hundert Quadratmeter großer Saal, der zur besseren Akustik sogar mit ein riesigen Stoffbahn versehen wurde. Der Raum war in vier Hauptflächen aufgeteilt: die Kaffee-Ecke, eine gemütliche Wohnzimmer-Fläche mit sofa-ähnlichen Bänken, einer “Coworking-Area”, in der man noch ein wenig Arbeit an Schreibtischen erledigen konnte (es gab auch Steckdosen), die anscheinend direkt aus einem Finanzamt der 60er Jahre geliefert wurden, und schließlich einem sehr großem Bereich mit Biertischen und -bänken, so groß, dass wirklich jeder beim Mittagessen einen Sitzplatz bekommen kann. Schön!

Ich darf nicht vergessen, die Organisation dafür zu loben, auf meinen Vorschlag eingegangen zu sein und den Sessionplan nicht nur per Netz zur Verfügung zu stellen. Hinter dem CheckIn-Tresen war ein riesiger Monitor aufgebaut, auf dem man mit einem schnellen Blick nachsehen konnte, welche Session in welchen Raum stattfand. Von dieser Möglichkeit wurde reichlich Gebrauch gemacht und sie sollte meiner Meinung nach auf jedem Barcamp angeboten werden.

Die Sessions:

SASS

SASS ist ein Tool, das ich mir schon lange einmal ansehen wollte, es dann aber immer wieder erfolgreich prokrastiniert habe. Stefan Husche ist ein gelungen in einem kurzen Vortrag die Vorteile und Möglichkeiten von Sass darzustellen. Vor allem helfen Variablen und Mixins den Code kompakt und übertragbar zu halten. Überrascht hat mich die Tatsache, das das Tool in Ruby geschrieben ist und es ein großes Ökosystem mit vorgefertigten Mixins gibt (Compass, Bourbon).
In der anschließenden Diskussion wurde reghaft darüber debattiert, ob geschwungene Schleifen und Semikolons überflüssig sind oder die Lesbarkeit verbessern. Zu einem eindeutigen Ergebnis ist es erwartungsgemäß nicht gekommen.

QRCode In the Wild

Diese kleinen quadratischen Kästchen mit dem wilden Gezuppel drin sieht man immer häufiger. Aber was ist das überhaupt und was kann man damit alles machen? Mehr als man denkt…

Steffen Schilke (@qrcodeart) schilderte nach einer kurzen technischen Einführung in QRCodes viele interessante Beispiele für den sinnvollen Einsatz. Sehr interessant fand ich die Idee, Plakate aufzuhängen, auf denen Produkte inkl. QRCode abgebildet sind, die der potenzielle Kunde einfach mit seinem Handy abfotografiert und dann die Produkte nach Hause geliefert bekommt. Ein weiteres schönes Beispiel sind Kunstwerke, die in der Öffentlickeit platziert sind und mit den viele Menschen nichts anfangen können. Ein am Kunstwerk angebrachter QRCode kann den geneigten Betrachter auf eine entsprechende Website leiten.

Nicht unerwähnt ließ Steffen aber auch die Probleme, die noch bestehen, z.B.:

  • schlecht angebrachte Codes, die man gar nicht oder nur sehr umständlich fotografieren kann.
  • zerstörte Codes durch unsachgemäße Anbringung
  • Codes verweisen auf nicht existierende Websites
  • Codes verweisen auf nicht für mobilen Einsatz optimierte Seiten
  • Codes verweisen einfach auf die Eingangsseite der Firma

Ich ging mit dem Gefühl aus der Session, dass ich unbedingt etwas mit QRCodes machen muss, dabei besitze ich nicht einmal ein Smartphone.

Writing High Performance JavaScript Code

Die nächste Session war etwas für Programmierer die einmal tiefer in die kommerzielle Spieleprogrammierung mit Javascript blicken wollten. Christoph Martens (@martensms) erklärte, wie man Variablen und Objekte im Code ansiedeln muss, damit der Speicherplatz nicht fragmentiert wird und das Programm möglichst schnell auf die Objekte zugreifen kann. Alles ziemlich Hardcore und manchmal etwas mehr als ich mit meinem Javascript-Wissen verarbeiten konnte.
Christoph beschrieb Probleme, von denen ich nicht gedacht hätte, das sie existieren und schon gar nicht, wie man sie lösen kann. Spiele mit Javascript sind nun gar nicht mein Metier, aber ein Einblick in andere Bereiche der Softwareentwicklung kann nie schaden.

Hardwareprototyping mit .NET Gedgeteer

Wieder eine Session komplett außerhalb meiner üblichen Interessensgebiete, denn C# und Hardwareprogrammierung habe ich noch nie ernsthaft betrieben. Ein Grund mehr sich Holger Wendels(@levdaywalker)Ausführungen anzuhören.
Gadgeteer ist ein Experimentier-Umfeld, das speziell für Microsoft C# und Visual-Studio konzipiert wurde und ohne diese wohl auch nicht sinnvoll zu nutzen ist. Nutzt man diese allerdings, ist es ziemlich einfach, die Hardware anzusteuern. Innerhalb von Visual-Studio kann man mit einem visuellen Interface ein lauffähiges C#-Codegerüst zusammenklicken, so dass am Anfang rudimentäre C#-Kenntnisse reichen.
Als Beispiel wurde eine kleine Kamera gebastelt, die das aufgenommene Bild auf einem Touch-Display anzeigt und die das Bild auf eine SD-Karte speichern kann. Ein funktionierender Prototyp war innerhalb weniger Minuten programmiert, das ist wirklich “rapid”.
Leider waren die Slides nicht so überzeugend, da sie völlig überfrachtet waren, ich habe sie deshalb einfach ignoriert.

Das Mittagessen

Ich hatte mich in den Pausen immer wieder mit Kaffee und Sandwiches versorgt, so dass ich nicht wirklich hungrig war. Das war auch eine gute Idee, so dass ich nur etwas Kartoffelsalat und zwei Würstchen gegessen habe. Beim Kartoffelsalat fiel mir wieder auf, dass ich mich in Süddeutschland befinde, denn die Rezeptur ist für die nordische Zunge etwas gewöhnungsbedürftig.

Live Hackathon: Build Your Own Pong

Ein Hackthon in 45 Minuten war ein sehr ambitionierter Sessionvorschlag und leider hat er in der geplanten Form auch nicht funktioniert.
Am Anfang hat Christoph Martens leider sehr viel Zeit damit verloren, dass er die anwendenden Besitzer von Notebooks aufforderte, das von ihm entwickelte Javascript-Spiele-Framework lycheeJS zu installieren, damit sie auf ihrem eigenen Rechner mitprogrammieren könnten. Da niemand einen Webserver installiert hatte, vergingen zunächst 15 Minuten, ohne das etwas Inhaltliches passierte.
Als Christoph dann loslegte, merkte man, das er in seinem Element war. So sehr, dass es für die Zuhörer unmöglich war, die Schritte auf ihrem eigenen Rechner nachzuvollziehen. Einer nach dem anderen schloss seinen Editor.
Nach 45 Minuten war das Spiel nur in seinen Grundzügen funktionsfähig und die Teilnehmerrunde löste sich langsam auf. Trotzdem war es interessant zuzusehen, wie mit wenig Programmieraufwand die Grundlagen zu einem Pong-Spiel gelegt wurden.

DIY Java Machines & More Hardware Hacking

Dieses war bestimmt die ungewöhnlichste Session des Tages. Darren wurde während der Vorstellung am Morgen etwas nervös, als angekündigt wurde, dass Jan Eggers und Jürgen Eichholz eine Kaffeevollmaschine auseinandernehmen wollen. Sie hatten allerdings eine eigene mitgebracht und wollten nicht die das Barcamp-eigene zerpflücken.
Die Idee der Session war es, den Teilnehmern die Angst vor der Demontage von Geräten zu nehmen. Dies haben die beiden geschafft.
Zusätzlich weiß ich jetzt, wie so ein Kaffeevollautomat funktioniert und warum es zweimal klackt, bevor der Kaffee zubereitet wird.

Ende

Das war genug für heute. Jetzt brauchte ich erstmal ein wenig Zeit, um die ganzen Eindrücke und Informationen zu verarbeiten. Also auf zum Auto und zurück nach Hause.


Fotos von:
Stanislav Müller.


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